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S. auch Geschichte der kubanischen Manufakturen, Historisches

Die Textvorlage stammt aus dem Cigar Journal von 5THAVENUE Products Trading GmbH, Ausgabe 29, Dezember 2007.

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Bildquelle: 5THAVENUE Products Trading GmbH

Eine der bedeutendsten und größten Manufakturen Havannas Ende des 19. Jahrhunderts war die Fabrik „La Meridiana“. „La Meridiana. Fabrica de Tabacos de Pedro Murias“ verkündete stolz ein Schriftzug an der Fassade oberhalb der zweiten Fensterreihe. Heute ist dieser Schriftzug leider nicht mehr vorhanden.

Die ehemalige Manufaktur befindet sich in Alt-Havanna (Habana Vieja) auf der Calle Agramonte (früher Calle Zulueta), Ecke Calle Apodaca, ganz nahe der „Estación Central de la Ciudad Habana“, dem Hauptbahnhof der Stadt. Die Nähe zu diesem Verkehrsknotenpunkt war beabsichtigt, denn für die Herstellung so grosser Mengen an Zigarren brauchte man beträchtliche Tabakmengen, die schnell und auch möglichst kostengünstig von den Vegas in die Fabriken transportiert werden mussten. Die Eisenbahn war dafür optimal geeignet. Der kurze Weg zwischen Bahnhof und Manufaktur sparte zusätzlich Zeit und Kosten.

Pedro Murias ist ein heute nahezu unbekannter Name. Doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts gehörte Murias zu den Protagonisten der Zigarrenproduktion in Havanna. Doch es war nicht Pedro allein, sondern die gesamte Familie Murias, die eng mit der Habano verbunden ist. Unter dem Namen Murias existierten damals eine Vielzahl berühmter und hoch geschätzter Marken auf dem Weltmarkt. Der Name Murias stand für Zigarren allerhöchster Qualität.

Pedro Murias begann bereits in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts Zigarren herzustellen, damals allerdings in einem kleinen Chinchal auf der Calle Coralles.

Mit seinem in zwei Jahrzehnten angehäuften Kapitals das er sich mit dem guten Ruf seiner Zigarren verdient hatte, baute er 1882 als einer der ersten eine grosse, bedeutende Manufaktur: „La Meridiana“. Das Geschäft lief überaus erfolgreich und gewinnbringend, so dass die Fabrik 1887 sogar noch einmal vergrössert wurde.

Doch Pedro Murias sollte wie viele andere Investoren in Havanna die politischen Unruhen und den Krieg um die Unabhängigkeit Kubas, der spätestens 1895 das ganze Land erfasste, finanziell nicht überstehen. Aufgrund der angespannten Lage sah er sich gezwungen, einen Grossteil seiner Marken und seine Fabrik „La Meridiana“ an die englische Firma „Henry Clay and Bock Ltd.“ zu verkaufen. 1904 ging die Manufaktur dann in amerikanische Hände über. Die Produktion sämtlicher Zigarren wurde in den neu errichteten „La Corona - Koloss“ (der in jenem Jahr vollendete „Palacio de Hierro“) verlagert. „La Meridiana“ nutzte man fortan als Tabaklagerhaus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in dieser Manufaktur eine Zeit lang Zigarren der Marke „El Rey del Mundo“ produziert.

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Bildquelle: Premium-cigars.ch

Pedro Murias wagte 1902 noch einmal einen Neuanfang mit einer kleinen Manufaktur in Guanabacoa am Stadtrand Havannas. Doch er war zu diesem Zeitpunkt bereits ein alter Mann. Er starb 1906, nachdem er seine Geschäfte an Eduardo Suárez Murias übergeben hatte.

Das Gebäude der Manufaktur „La Meridiana“ hat eine Grundfläche von 1344 Quadratmetern. Es nimmt auf der Calle Agramonte die gesamte Breite eines Blockes ein. Zur Calle Apodaca hin gehörte zur Fabrik allerdings nur der rechte Teil (vier Rundbögen) des heute noch existierenden Gebäudes. Der linke Teil kam erst später hinzu. Die Rundbögen in der unteren Etage sind zwar bei beiden Gebäuden identisch, doch die Unterschiede bei der Gestaltung der oberen Fensterreihe geben einen Hinweis auf den späteren Anbau.

Heute ist das Gebäude in einem insgesamt eher schlechten Zustand, was es jedoch nicht vom Großteil der Bausubstanz dieser wunderschönen, aber dem Zerfall preisgegebenen Stadt unterscheidet. Das Gebäude wird heute grösstenteils als Wohnhaus benutzt. Die Wohnungen befinden sich in den ehemaligen Trockenräumen, die der Lagerung des Tabaks dienten.

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