Manufaktur "Partagás – La Real Fabrica de Tabacos"
S. auch Geschichte der kubanischen Manufakturen, Historisches
Die Textvorlage stammt aus dem Cigar Journal von 5THAVENUE Products Trading GmbH, Ausgabe 34, Oktober 2008.
Bildquelle: 5THAVENUE Products Trading GmbH
Auch heute noch steht in großen Lettern hoch oben an der Fassade des Gebäudes: Partagás - La Real Fabrica de Tabacos, königliche Cigarrenmanufaktur. Obwohl es sich bei dieser Manufaktur natürlich nicht um eine königliche handelt, ist sie doch eine der ältesten Manufakturen Havannas überhaupt und auch heute noch in Betrieb. Demnächst ist die komplette Sanierung der Manufaktur geplant, denn die vielen „Dienstjahre“ haben dem Bau zugesetzt. Wann mit der Renovierung begonnen werden kann, steht noch nicht fest. Unten, gleich rechts vom Eingang zur Fabrik, befindet sich die „Casa del Habano de Partagás“, das bei Touristen wohl bekannteste Cigarrengeschäft in Havanna. Das Gebäude wirkt im Eingangsbereich beinahe ein wenig düster. Doch beeindruckend ist das hohe, offene Treppenhaus, das den Blick bis hinauf in die vierte Etage, bis unter das Glasdach freigibt. Mit schmiedeeisernen Gittern versehene Rundbögen säumen die untere Etage der Fabrik.
Zu finden ist die Manufaktur denkbar einfach. Sie befindet sich direkt hinter dem Capitolio von Havanna, auf der Calle Industria No. 520 an der Ecke zur Calle Dragones. Die Jahreszahl 1845 prangt am Giebel des Gebäudes und erweckt den Eindruck, als würden in dieser Manufaktur schon seit damals Cigarren der Marke Partagás gefertigt. Doch das ist nicht korrekt. Das Gebäude, in dem sich heute die Manufaktur Partagás befindet, ist nicht die, in der Don Jaime Partagas, der Gründungsvater der Marke, schaltete und waltete. In dem Gebäude, das wir heute als Manufaktur Partagás kennen, ist die Marke erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts beheimatet.
Wann genau das Haus erbaut wurde, ist nicht festzustellen. Fest steht aber, dass es schon immer als Cigarrenmanufaktur diente. Unter dem Namen „Fabrica de Tabacos A. de Villar y Villar“ fertigte man dort Cigarren der gleichnamigen Marke. Der Besitzer dieser Marke und gleichzeitig der Fabrik war Eugenio Juarrero, über dessen Person jedoch nichts mehr bekannt ist. „A. de Villar y Villar“ war einstmals eine der großen Cigarrenmarken Havannas, heute ist sie weitgehend unbekannt. Die historische Abbildung zeigt das Gebäude in seinem ursprünglichen Zustand mit nur drei Etagen. Das Gebäude links daneben ist schon vor vielen Jahren abgerissen worden. Das Gebäude rechts daneben gehört heute auch zur Manufaktur Partagás, hatte aber damals nur eine Etage. Aufzeichnungen über die Manufaktur „A. de Villar y Villar“ gibt es leider wenige. Ab 1873 diente das Haus als Tabaklagerhaus, nachdem es in den Besitz von Miguel Jané übergegangen war, einem bedeutenden Tabakmagnaten und Besitzer der Manufaktur „La Majagua“, die in einer der nächsten Ausgaben des „Cigar Journal“ vorgestellt wird.
Die Cigarren der Marke Partagás fertigte man zu diesem Zeitpunkt auch auf der Calle Industria, aber im Haus mit der Nummer 160. Im Jahre 1899 gelangte die Marke Partagás in den Besitz von Ramón Cifuentes Llamo und eines Mannes namens Fernández. Unter dem Firmennamen „Cifuentes, Fernández y Cia.“ führten sie die Marke erfolgreich weiter. Man muss bedenken, wie schwierig die Zeiten damals waren. Der Unabhängigkeitskrieg in Cuba war gerade vorbei, viele hatten das Land längst verlassen und sich anderswo eine Existenz aufgebaut. Britische und amerikanische Trusts hatten einen Großteil der cubanischen Cigarrenindustrie übernommen, so dass nur noch wenige unabhängige Fabriken existierten. Partagás war eine von ihnen. Das Gebäude der ehemaligen Manufaktur „A. de Villar y Villar“ stand jedenfalls leer und war zum Verkauf angeboten. Die große Fabrik „La Corona“, der Palacio de Hierro, verfügte über solch immense Kapazitäten, dass viele kleine Fabriken und auch Lagerhäuser nicht mehr gebraucht wurden. Die Marke „Partagás“ zog also auf die Calle Industria 174, Cifuentes und Fernandéz erwarben noch das danebenstehende Gebäude No. 172 und Umbauarbeiten fanden statt, woraufhin jedes der Gebäude eine weitere Etage dazuerhielt. Es entstand die Manufaktur Partagás, so wie wir sie heute kennen.